ANALYSE/Bergbaufirmen bereiten sich auf die grüne Revolution vor

(Dow Jones Newswires)

Von Megha Mandavia

WASHINGTON (Dow Jones)--Neue US-Gesetze lassen erwarten, dass die Welt in einigen Jahren einen Mangel an Kupfer haben wird. Einige große Bergbauunternehmen könnten davon stark profitieren. Ein Jahrzehnt unzureichender Investitionen und der Dschungel von Genehmigungsverfahren führen zu Herausforderungen für die größten Bergbauunternehmen. Diese anzupacken ist zumindest dann geboten, wenn die Unternehmen von dem erwarteten Anstieg der Kupferpreise profitieren wollen, sobald die Welt die Kurve kriegt, um den Klimawandel zu bekämpfen. Diese Aufgabe wird nur gelingen, wenn enorme Mengen des roten Metalls zur Verfügung stehen.

Seit sechs Monaten stehen Bergbauunternehmen Schlange nach allem, was Kupfer produziert. Die treibende Kraft dahinter: Der U.S. Inflation Reduction Act, im Wesentlichen ein mächtiges Gesetz zur Förderung der grünen Industrie, das im vergangenen August verabschiedet wurde. Es sieht so aus, als würde das Kupferangebot in den nächsten zehn Jahren weit hinter der Nachfrage zurückbleiben, es sei denn, es werden schon bald große neue Projekte auf der grünen Wiese in Angriff genommen.

Zu den weltweit wichtigsten Kupferminenbetreibern gehören derzeit Freeport-McMoRan, der australische Eisen- und Kupferriese BHP und Glencore. Rio Tinto, das in diesem Jahr endlich den Betrieb seines Oyu Tolgoi-Projekts in der Mongolei aufgenommen hat, könnte ebenfalls zur Spitzengruppe aufsteigen.

Zu den Unternehmen, die mit niedrigen Kosten punkten können, gehört Teck Ressources aus Kanada, das sich derzeit gegen die unerwünschten Avancen von Glencore wehrt. Außerdem: BHP's neu erworbenes Unternehmen OZ Minerals, Southern Copper und Glencore selbst, so das Brokerhaus Jefferies.

   Ökologische und soziale Kriterien verteuert Projekte

Gesunde Bilanzen werden im Rennen um die Ressourcen von Vorteil sein. Die meisten großen Bergbauunternehmen haben in den letzten Jahren erfolgreich Schulden abgebaut. Das Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von BHP und Rio Tinto gehört zu den niedrigsten in der Branche. Es lag laut Factset bei 0,15 im Jahr 2022. Aus der Bewertungsperspektive sehen Glencore und Teck attraktiv aus. Sie werden mit dem etwa Achtfachen der für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne gehandelt. BHP ist mit einem Multiplikator von zehn etwas teurer, während Southern Copper mit rund 18 gehandelt wird.

Der Erfolg hängt jedoch auch von einigen Unwägbarkeiten ab: von der Fähigkeit, mit launischen Regulierungsbehörden an weit entfernten Orten wie der Mongolei zu verhandeln und vom Überzeugungsgrad der Aktionäre, die sich zunehmend auf ökologische und soziale Belange konzentrieren. Nicht zuletzt spielt auch das Glück eine Rolle.

Unternehmen müssen zudem aufpassen, dass sie nicht ihre Fehler der Vergangenheit wiederholen. Bergbauinvestoren waren bereits in den letzten Jahren sehr auf Kapitaldisziplin bedacht, nachdem sie Anfang der 2000er Jahre auf dem Höhepunkt des Rohstoffbooms häufig schlechte Investitionsentscheidungen getroffen hatten.

Ein großes Problem ist ironischerweise, dass die verschärfte Prüfung neuer Projekte aus ökologischen und sozialen Gründen, sowohl durch Investoren als auch durch Regierungen, die Kosten für die neuen Minen, die für eine kohlenstoffarme Weltwirtschaft notwendig sind, deutlich erhöht. Dies und die bereits hohen Kapitalkosten haben die Aufgabe, neue Kupferminen zu bauen, zu einer "Herkulesaufgabe" gemacht, so Dalton Baretto, Analyst bei Canaccord Genuity.

Daten der Deutschen Bank zeigen, dass die durchschnittliche Zeit, die benötigt wird, um ein Kupferprojekt durch die verschiedenen Genehmigungsphasen zu führen, von weniger als zwei Jahren vor 2010 auf derzeit rund fünf Jahre gestiegen ist. Die Bank rechnet damit, dass Projekte, die sich heute um eine Genehmigung bemühen, etwa zehn Jahre bis zum Start der Produktion benötigen.

   Später investieren könnte teurer werden

Bei solchen Zeiträumen und Zahlen ist es kein Wunder, dass sich die großen Bergbauunternehmen darauf konzentriert haben, bestehende Minen aufzukaufen, anstatt in neue Gruben zu investieren. Auch der zyklische Gegenwind aus den USA und China drückt auf die aktuellen Kupferpreise, so dass große Neuinvestitionen nicht mehr so einfach zu vermitteln sind. Liam Fitzpatrick, Analyst bei der Deutschen Bank, sagt, dass die Kupferproduzenten bei den derzeitigen Preisen praktisch keinen freien Cashflow aus ihren Investitionen erzielen.

Dennoch werden die großen Bergbauunternehmen irgendwann einsteigen müssen. Die riesigen Abschreibungen auf Anlagen wie Alcan, die kurz vor dem Höhepunkt des letzten Rohstoffsuperzyklus gekauft wurden, haben sich den Bergbaubossen ins Gedächtnis gebrannt. Das ist verständlich. Aber die Nachfragewelle nach Kupfer wird kommen. Diejenigen, die nicht bald investieren, werden mit ziemlicher Sicherheit gezwungen sein, dies später zu tun - wahrscheinlich zu deutlich höheren Preisen.

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May 09, 2023 04:35 ET (08:35 GMT)