ANALYSE/Passive Index-Tracker waren lange der Hit, bis jetzt

(Dow Jones Newswires)

Von Jack Pitcher

NEW YORK (Dow Jones)--Blackrock, Vanguard und State Street haben den Markt für börsengehandelte Fonds lange Zeit im Griff gehabt, vor allem durch die passiven Indexfonds, die ETF-Investitionen populär gemacht haben. Die neueren Akteure wie JPMorgan Chase und Dimensional Fund Advisors konzentrieren sich stattdessen auf die viel kleineren, aktiv verwalteten Fonds, die zur Zeit einen Boom des Anlegerinteresses erleben. Diese Unternehmen sind laut VettaFi auf den dritten beziehungsweise vierten Platz in der Rangliste der Zuflüsse des Jahres 2023 geklettert. Noch vor fünf Jahren war ihr ETF-Geschäft praktisch nicht vorhanden.

Seit Jahren beschwören Unkenrufe das baldige Ende der aktiven ETFs, und trotzdem wächst das Interesse an diesen Fonds: Aktive Fonds haben in diesem Jahr 23 Prozent der gesamten ETF-Zuflüsse auf sich gezogen, obwohl sie im Januar nur vier Prozent der Vermögenswerte der Branche hielten, so Bloomberg Intelligence.

"Zum ersten Mal könnte die Riege der Marktführer ein wenig durchgerüttelt werden", sagte Aniket Ullal, Leiter der ETF-Daten und -Analysen bei CFRA Research. "Man kann beobachten, dass Akteure, die noch nicht so lange im ETF-Bereich tätig sind, nun langsam darum kämpfen, bei den Mittelzuflüssen unter die ersten drei oder vier zu kommen. Das ist eine große Veränderung in der Branche."

    Marktführerschaft

Der gemeinsame Marktanteil von Blackrock, Vanguard und State Street lag laut CFRA in den letzten zehn Jahren meist zwischen 75 Prozent und 80 Prozent. Mit einem verwalteten Vermögen von 2,5 Billionen US-Dollar ist BlackRock der unangefochtene Marktführer in diesem Bereich, doch andere holen auf. Die Fonds von JPMorgan haben in diesem Jahr mehr als 21 Milliarden US-Dollar an neuen Anlegergeldern angezogen. Das war bereits halb so viel wie bei Blackrock.

Seit einer ganzen Weile schon haben ETFs gegenüber Investmentfonds an Boden gewonnen. Anleger schätzen die niedrigen Gebühren, die Steuervorteile und die Einfachheit des Handels. Analysten gehen davon aus, dass sich dieser Trend beschleunigen wird, da immer mehr Vermögensverwalter aktive ETF-Angebote vorantreiben und bei den Gebühren konkurrieren. Aktiv verwaltete ETFs haben laut VettaFi eine durchschnittliche Kostenquote von 0,7 Prozent, verglichen mit 0,16 Prozent für passive Fonds.

Die Vermögensverwaltungssparte von JPMorgan war einer der Stars des Jahres 2023. Ein Großteil der Zuflüsse ging in zwei aktive ETFs, den JPMorgan Equity Premium Income ETF, der unter dem Tickersymbol JEPI bekannt ist, und den JPMorgan Nasdaq Equity Premium Income ETF, kurz JEPQ. Die Fonds weichen von den klassischen, indexnachbildenden Strategien ab, die typischerweise mit einem ETF verbunden sind. Beide investieren in Aktien und setzen Optionsstrategien ein, um Erträge zu erzielen.

    Hohe Dividenden

Die Fonds zahlen hohe Dividenden: rund 10,2 Prozent in den letzten zwölf Monaten für JEPI und 12,8 Prozent für JEPQ. Sie sind bei Finanzberatern, die Einkommensoptionen für ihre Kunden suchen, sehr beliebt geworden und verwenden eine sogenannte Covered-Call-Strategie, die bei volatilen oder seitwärts tendierenden Märkten im Verhältnis besser abschneidet als bei steigenden Aktienkursen.

Der 2020 aufgelegte JEPI ist heute der weltweit größte aktiv verwaltete ETF und hat diesen Titel Anfang des Jahres von einem anderen aktiven JPMorgan-Fonds übernommen, der sich auf Staatsanleihen konzentriert. Seine jährliche Gebühr beträgt 0,35 Prozent. JPMorgan betreibt eine Handvoll indexbasierter ETFs, will aber in erster Linie sein aktives Geschäft ausbauen, so Bryon Lake, globaler Leiter der ETF-Lösungen für die Vermögensverwaltungssparte der Bank.

"Wir waren vielleicht ein wenig zu spät bei der ETF-Party, aber wir waren früh bei der aktiven ETF-Revolution", so Lake. Er geht davon aus, dass sich das gesamte ETF-Vermögen in den nächsten fünf Jahren auf 15 Billionen US-Dollar verdoppeln wird, wobei der Anteil des aktiven Managements auf 10 Prozent bis 20 Prozent des Marktes ansteigen wird. Der Erfolg von JPMorgan mit Covered-Call-Strategien hat Nachahmer inspiriert. Die Goldman Sachs Group beantragte im Juni bei der Securities and Exchange Commission (SEC) die Auflegung von zwei neuen ETFs, die der JPMorgan-Strategie ähneln werden: der Goldman Sachs U.S. Equity Premium Income ETF und der U.S. Tech Index Equity Premium Income ETF.

Dimensional, ein Verwalter von beliebten Investmentfonds mit systematischen Strategien, hat seinen ersten ETF erst im November 2020 aufgelegt. Nach weniger als drei Jahren hat es das Unternehmen unter die größten aktiven ETF-Manager nach Vermögenswerten geschafft. Dimensional-Fonds kombinieren Konzepte des aktiven und passiven Investierens. Sie halten sich in der Regel an selbst entworfene diversifizierte Indizes und versuchen nicht, die Märkte zu timen. Mit der Umwandlung von Investmentfonds und neu aufgelegten Fonds betreibt Dimensional 31 ETFs mit einem Gesamtvermögen von etwa 100 Milliarden US-Dollar. Die durchschnittliche Gebühr beträgt 0,25 %. Im Juli beantragte Dimensional bei der US-Börsenaufsichtsbehörde die Zulassung einer ETF-Anteilsklasse seiner bestehenden Investmentfonds für den Vertrieb.

Vanguard leistete 2001 Pionierarbeit mit der ETF-Anteilsklassenstruktur für Indexfonds und sicherte sich ein Patent, das dieses Jahr auslief. Die SEC hat diese Struktur bisher nicht für aktiv verwaltete Fonds genehmigt. Dimensionals Co- Chief Executive Gerard O'Reilly informierte jedoch darüber, dass Dimensional Gespräche mit der SEC über dahingehende, eigene Pläne führe und auf eine Genehmigung hoffe. "Es ist wichtig für Dimensional und eine große Sache für die Branche", so O'Reilly. "Es würde den Finanzfachleuten, mit denen wir zusammenarbeiten, eine größere Auswahl ermöglichen, und wir glauben, dass es den Endanlegern Kosteneinsparungen bringen kann."

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August 14, 2023 04:14 ET (08:14 GMT)