ANALYSE/Wall Street fordert höhere Volumina bei US-Konsumgüterkonzernen

(Dow Jones Newswires)

Von Aaron Back

NEW YORK (Dow Jones)--Bisher konnte in dieser Berichtssaison nur ein Konsumgüter-Riese das von der Wall Street so sehr ersehnte magische Wort murmeln. Die Finanzmärkte wünschen sich nämlich mehr denn je Volumenwachstum. Derweil sind Anleger nicht mehr von margenschützenden Preiserhöhungen bei Konzernen wie Kimberly-Clark und Colgate-Palmolive beeindruckt. Da der Spielraum für weitere Preiserhöhungen so langsam schwindet, gehen sie davon aus, dass diese bald kein Treiber mehr für das Gesamtumsatzwachstum sein werden. Dadurch dürften die Unternehmen gezwungen sein, mehr Sparten auszulagern, um den moderaten Volumenrückgängen Herr zu werden, die sie in letzter Zeit erlebt haben.

So jubelten die Anleger, als Procter & Gamble (P&) zuletzt erklärte, dass es im laufenden Geschäftsjahr, das im Juni nächsten Jahres endet, mit einer "Rückkehr des Volumens zu einem moderaten Wachstum" rechnet. Die Aktien stiegen daraufhin. Als Colgate-Palmolive zugleich eine unverbindlichere Prognose zum Volumen abgab, gingen die Aktien des Unternehmens auf Tauchkurs. Und als sich Kimberly-Clark Anfang der Woche zu diesem Schlüsselthema ähnlich vage äußerte, setzte ein Ausverkauf von 3 Prozent ein. Oberflächlich betrachtet muten die Quartalsergebnisse der drei Unternehmen ähnlich an. Der organische Umsatz, bei dem Währungs- und Fusionseffekte bereinigt werden, schnellte bei P&G um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei Colgate um 8 Prozent und bei Kimberly-Clark um 5 Prozent empor - alles dank Preiserhöhungen. Aber die zugrunde liegenden Volumina gingen bei P&G um 1 Prozent und bei Colgate sowie Kimberly-Clark um 3 Prozent zurück.

   Konzernchefs wollen Margen schützen

Alle Konzerne trumpften mit starken Prognosen für den künftigen organischen Umsatz ab. Analysten bohrten aber nach und wollten wissen, wie viel davon wohl durch das tatsächliche Volumenwachstum erzielt würde. Finanzchef Nelson Urdaneta von Kimberly-Clark räumte ein, dass sich das Tempo des Rückgangs des Volumenwachstums sequenziell verlangsamt. Dabei sackte das Volumen im vierten Quartal 2022 im Jahresvergleich um 7 Prozent und im ersten Quartal 2023 um 5 Prozent ab. Und Urdaneta schwieg sich dazu aus, ob oder wann es positiv werden würde. In seinen Kommentaren sagte CEO Noel Wallace von Colgate-Palmolive einem Analysten: "Ich verstehe, wie wichtig es ist, das Volumen zu steigern." Er betonte jedoch vor allem die Notwendigkeit, die Margen zu schützen. "Wie Sie wissen, kommen wir aus dem schlimmsten Rohstoffumfeld seit Jahrzehnten heraus", unterstrich Wallace. "Wir glauben, dass wir, wenn wir aus einem solchen Umfeld mit einer strukturell niedrigeren Bruttomarge herauskommen, in ein Loch geraten, aus dem wir uns in Zukunft nur sehr schwer wieder befreien können."

Vor diesem Hintergrund äußerte sich P&G-Finanzchef Andre Schulten reichlich optimistisch, als er sagte, dass es in diesem Geschäftsjahr ein globales Volumenwachstum von 1 bis 1,5 Prozent geben könnte. In den USA, dem größten Markt von P&G, sei bereits im vierten Geschäftsquartal ein Volumenwachstum von 3 Prozent zu verzeichnen. Sofern P&G diese Prognose nicht erfüllt, könnten die Aktien natürlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Aber zumindest wissen diese Konzerne jetzt genau, was die Wall Street von ihnen erwartet.

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July 31, 2023 06:27 ET (10:27 GMT)