Trump vs. Biden: Wie die US-Wahl 2020 die Börse bewegt

Die Präsidentschaftswahl in den USA wird auch am Aktienmarkt mit Spannung erwartet. Welche Branchen von den jeweiligen Kandidaten profitieren könnten und ob der Wahlsieg etwas über die Rendite in den nächsten Jahren aussagt, erfahren Sie in unserem Spezial-Einblick.

Das sollten Sie als Anleger im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen wissen:

US-Präsidentschaftszyklus – ein sicherer Gewinnindikator?

► Trump oder Biden: Welche Branchen profitieren von welchem Kandidaten?

► Der S&P 500 als zuverlässige Wahlprognose?

► Unter welcher Partei klettern die Indizes stärker?

US-Präsidentschaftszyklus – ein verlässlicher Gewinnindikator?

Neben der weithin bekannten Börsenweisheit „Sell in May and go away“ dürfte der US-Präsidentschaftszyklus weitaus weniger Anlegern ein Begriff sein – und das, obwohl der Dow Jones diesem Muster seit über 100 Jahren stetig zu folgen scheint.

Analog zu den alle vier Jahre stattfindenden Präsidentschaftswahlen in den USA wird der Präsidentschaftszyklus in vier Phasen aufgeteilt: Das Wahljahr, das Nachwahljahr, das Zwischenwahljahr und schließlich das Vorwahljahr. Historisch betrachtet ist die Gewinn-Wahrscheinlichkeit in Vorwahljahren und Wahljahren am höchsten – eine Garantie gibt es freilich nie (Quelle: boerse.de).

Die erste Jahreshälfte in Wahljahren führt an den Märkten traditionell zu schwächeren Phasen. Zum Ende des zweiten Quartals fassen sich die Anleger jedoch oftmals ein Herz und sorgen mit verblüffender Regelmäßigkeit für eine beeindruckende Jahresendrally. Daher beenden die US-Börsen Wahljahre nicht selten auf Allzeithochs.

  • Durchschnittlicher Gewinn des Dow Jones: 7,1%
  • Gewinn-Wahrscheinlichkeit: 66%

Das Jahr nach der Wahl ist hingegen oftmals von einer Gegen- oder Seitwärtsbewegung geprägt. Im Nachwahljahr scheinen Anleger zunächst abzuwarten, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen der jeweilige Präsident ergreift und wie schnell diese Maßnahmen Früchte tragen.

  • Durchschnittlicher Gewinn des Dow Jones: 6,6%
  • Gewinn-Wahrscheinlichkeit: 52%

Das zweite Jahr nach der Wahl, häufig auch Zwischenwahljahr genannt, setzt oftmals die volatile Seitwärtsbewegung des Nachwahljahres fort. Statistisch betrachtet versucht der Dow Jones im Herbst des Nachwahljahres einen Ausbruch nach oben.

  • Durchschnittlicher Gewinn des Dow Jones: 4,6%
  • Gewinn-Wahrscheinlichkeit: 59%

Traditionell kann das Vorwahljahr den Schwung aus dem Herbst des Zwischenwahljahres mitnehmen und sorgt für einen weiter steigenden Dow Jones. So kommt es, dass die Vorwahljahre statistisch gesehen die stärksten Jahre des US-Präsidentschaftszyklus darstellen. Bemerkenswert: Alle vergangenen 18 Vorwahljahre wurden mit Gewinnen beendet.

  • Durchschnittlicher Gewinn des Dow Jones: 12%
  • Gewinn-Wahrscheinlichkeit: 59%
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Der US-Präsidentschaftszyklus und seine vier Phasen

Trump oder Biden: Welche Branchen profitieren von welchem Kandidaten?

Schon ein Blick auf den „Weltaktienindex“ MSCI All Country World, in dem US-Aktien mit rund 54% gewichtet sind, zeigt: Unternehmen aus den USA haben einen großen Einfluss auf die Märkte. Für manche Anleger und Investoren ist das der Anlass, ihr Portfolio auf einen möglichen Wahlsieger auszurichten.

In diesem Zusammenhang untersuchten die Analysten von Union Investment und der UBS, wie sich der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen auf unterschiedliche Branchen auswirken könnte.

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Dieses Duell könnte sich auf ganze Branchen auswirken

Wenn Donald Trump die Wahl gewinnt...

... könnten sie zu den Gewinnern gehören:

  • Rüstung: Könnte durch Trump mehr Unterstützung erfahren als durch einen demokratischen Präsidenten
  • Energie: Womöglich positiveres Umfeld für „klassische“ Energiewerte wie Öl
  • Banken: Finanzunternehmen könnten von weiterer Deregulierung profitieren
  • Big Tech: Auch sie hätten unter Trump wohl weniger Regulierung zu fürchten

... könnten sie zu den Verlierern gehören:

  • Erneuerbare Energien: Dürften unter Trump kaum Förderungen erhalten
  • Exportwerte: Unsicherheiten angesichts der Handelsstreitigkeiten könnten zunehmen
  • Pharma: Reformen zum Thema Referenzpreise für Medikamente könnten diskutiert werden

Wenn Joe Biden die Wahl gewinnt...

... könnten sie zu den Gewinnern gehören:

  • Erneuerbare Energien: Nachhaltige Versorger sowie Unternehmen mit hohem ESG-Anteil könnten profitieren
  • Smart Mobility: Dank Investitionen in den Klimaschutz womöglich positiveres Umfeld, auch für Halbleiterbranche
  • Large Caps Export: Außenpolitische Entspannung könnte für höhere Planungssicherheit sorgen

... könnten sie zu den Verlierern gehören:

  • Banken: Finanzunternehmen könnten stärker reguliert werden
  • Pharma: Demokraten streben eine Begrenzung der Medikamentenpreise an
  • Energie: Womöglich negatives Umfeld für fossile Energieunternehmen
  • Big Tech: Biden will die „Big Five“ (Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft) stärker besteuern

Der S&P 500 als zuverlässige Wahlprognose?

Zufall oder Zusammenhang? Wie das US-Researchunternehmen LPL Financial herausfand, sagt der S&P 500 mit einer Wahrscheinlichkeit von 86% vorher, ob die Partei des amtierenden US-Präsidenten die Wiederwahl schafft.

Bei der Betrachtung der 22 Präsidentschaftswahlen seit 1928 zeigt sich nämlich:

  • In 14 Fällen konnte der S&P 500 in den drei Monaten vor der Wahl zulegen. In zwölf dieser 14 Fälle gewann später die amtierende Partei die Wahl.
  • In acht Fällen musste der S&P 500 in den drei Monaten vor der Wahl Verluste hinnehmen. In sieben dieser acht Fälle verlor die amtierende Partei schließlich die Wahl.
  • Demzufolge konnte der S&P 500 mit seiner Performance in den drei Monaten vor der Wahl in 19 von 22 Fällen „vorhersagen“, wie die Präsidentschaftswahl ausgeht – eine erstaunliche Quote von 86%.

In den letzten drei Monaten (Stand 26.10.2020) stieg der S&P 500 um 7% – ein gutes Omen für Donald Trump? Übrigens: Während seiner Präsidentschaft stieg der S&P 500 durchschnittlich sogar um 13% pro Jahr.

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In den letzten drei Monaten legte der S&P 500 um 7% zu Stand: 26.10.2020

Welche Partei die bessere Performance aufweist

Während der S&P 500 unter demokratischen Präsidenten im Mittel ein Plus von 9,1% aufweist, beträgt das durchschnittliche Plus bei republikanischen Präsidenten lediglich 1,8%. Doch den Analysten der Helaba zufolge lässt sich diese große Differenz nicht nur auf die politischen Machtverhältnisse und Entscheidungen zurückführen. Vielmehr müssen dabei auch weitere Faktoren beachtet werden:

  • Unter die Amtszeit republikanischer Präsidenten fielen beispielsweise die Große Depression der 1930er Jahre, das Platzen der New-Economy-Blase sowie die Anschläge auf das World Trade Center.
  • Unter die Amtszeit demokratischer Präsidenten fielen hingegen das dynamische Wachstum der Nachkriegsjahre, der Fall des Eisernen Vorhangs sowie die zunehmend lockere Geldpolitik der US-Notenbank.
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Der Wall Street ist die US-Wahl völlig egal, meint Investor Christian W. Röhl Klicken Sie für das gesamte Interview auf das Bild